Wandeln auf den Spuren der Stars
Japan dient zwar gern mal als Kulisse in internationalen Filmproduktionen (wer denkt dabei nicht an die Besuche James Bonds in Japan), aber der deutsche Film weiß eher weniger mit Japan als Grundlage bewegter Bilder anzufangen. Dass es aber auch hier Ausnahmen gibt, die – zumindest in Deutschland – zu einiger Berühmtheit gelangt sind, möchte ich anhand ein paar weniger Beispiele in Erinnerung rufen.
Und damit niemand auf den irrigen Gedanken kommt, die deutsche Film- und Fernsehschaffenden würden sich die japanischen Szenen einfach nur aus den Fingern saugen, belege ich ein paar im Foto festgehaltene Filmszenen mit “Bildern aus der Wirklichkeit”.
Machen wir den Anfang mit Doris Dörries Film “Erleuchtung garantiert” aus dem Jahr 2000, in dem Uwe Ochsenknecht und Gustav Peter Wöhler die Hauptrollen spielen. In diesem Film verschlägt es Uwe (Uwe Ochsenknecht), dessen Frau sich von ihm getrennt hat, an der Seite seines Bruders, Gustav (Gustav Peter Wöhler), nach Japan, wo sich die beiden auch gleich im Menschen- und Straßengewirr von Tokyo verirren. An der weltberühmten Kreuzung von Shibuya, die anscheinend in keinem Japanfilm neuerer Zeit fehlen darf, verlieren sich die beiden aus den Augen. Wenn man die unten stehenden Bilder vergleicht, sieht man auch, dass die Stadt in den vergangenen 12 Jahren noch “bunter” geworden ist.
Der Aufnahmeort im Film:
Der Aufnahmeort, wie er sich heute darbietet:
Gleich nebenan gibt es eine Szene in der Nähe des Bahnhofs von Shibuya zu sehen. Genauer: einen Blick auf den Spielplatz auf dem Dach des Tokyu-Kaufhauses am Bahnhof. Dieses Areal bot schon im Jahre 2000 ein Bild des Erbarmens – in den letzten 12 Jahren ist es damit nicht besser geworden. Das hat jedoch einen guten Grund: Das komplette Areal rund um den Bahnhof von Shibuya und der Bahnhof selbst wird einer kompletten Neugestaltung unterzogen. U.a. bekommt eine komplette Bahnlinie (die Tokyo mit Yokohama verbindet) einen unterirdischen Anschluss an das U-Bahnsystem der Stadt.
Der Aufnahmeort im Film:
Der Aufnahmeort, wie er sich heute darbietet:
Gleich nach der Ankunft der beiden Protagonisten des Films, versuchen diese, sich verlässliche Orientierungspunkte im Lichtermeer Shinjukus einzuprägen. Einer dieser Orientierungspunkte ist eine mehrere Stockwerke hohe “Epson”-Leuchtreklame. Diese Leuchtreklame hilft den beiden im Film schließlich auch nicht weiter – aber das wird sicher nicht der Grund dafür sein, warum man sie vor ein paar Jahren demontiert hat…
Der Aufnahmeort im Film:
Der Aufnahmeort vor ein paar Jahren (als es die “Epson”-Reklame noch gab):
Im gleichen Viertel befindet sich auch ein Nudellokal, wo die beiden Hauptdarsteller des Films ihre erste Mahlzeit einnehmen. Dieses Lokal gibt es heute noch (eine Aussage, die leider nur zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels stimmte – im Oktober 2019 wurde das Lokal geschlossen) – es wurde sogar schon vor einiger Zeit mit einem eigenen Artikel von mir “geehrt”. So schließen sich also die Kreise wieder.
Der Aufnahmeort im Film:
Der Aufnahmeort heute:
Der Aufnahmeort im Film (im Restaurant “Masudaya Soba”):
Der Aufnahmeort vor ein paar Jahren (inzwischen wurde ein bisschen renoviert):
In dem Film “Erleuchtung garantiert” bekommt man u.a. auch ein “Schmankerl” zu sehen, das es heute in der Form überhaupt nicht mehr gibt: Das “Hofbräuhaus” in Shinjuku. Es handelte sich dabei um eine Original-Filiale des Hofbräuhauses in München, wo immerhin das Bier originalgetreu ausgeschenkt wurde. Das Speisenangebot war geringfügig an japanische Gepflogenheiten angepasst – die Preise natürlich auch. Das Musikprogramm, das hier allabendlich geboten wurde, hat zwar selten etwas mit dem gemeinsam gehabt, was man in einem Bierkeller erwarten würde (die Gesangsdarbietungen erinnerten mehr an einen Querschnitt eines Operetten-Repertoires), aber die Stimmung war deswegen nicht weniger ausgelassen. Schon vor etlichen Jahren (und von mir lange Zeit unbemerkt) hat das Etablissement seine Pforten geschlossen.
Das “Hofbräuhaus” im Film:
Das “Hofbräuhaus” vor etlichen Jahren:
Und schließlich begeben sich “Gustav und Uwe” auf die Reise nach dem eigentlichen Ziel, einem Kloster in Monzen, an der japanischen Westküste. Ausgangspunkt der Reise ist der Bahnhof von Tokyo, von wo aus sie die erste Etappe mit dem Shinkansen zurücklegen. Die Shinkansen-Bautypen haben in den Jahren seither zwar mehrfach gewechselt, gleich geblieben ist allerdings deren Verlässlichkeit und Sauberkeit.
Tokyo Bahnhof im Film:
Tokyo Bahnhof heute:
Wenn Ihnen dieser Artikel Spaß gemacht hat, dann freuen Sie sich auf den nächsten! Doris Dörrie hat schließlich nicht nur für die “garantierte Erleuchtung” gesorgt, sondern vor vier Jahren mit dem Film “Kirschblüten – Hanami” einen weiteren Einblick in das Leben in Japan gewährt. Auch hierfür möchte ich gelegentlich einen kleinen Abgleich zwischen “Film” und “Gegenwart” durchführen.